Sehr geehrter Herr Baur,
ich habe mit großer Aufmerksamkeit Ihren heutigen Leserbrief gelesen. Ihre objektive Einstellung zum Thema Windkraft freut mich sehr.
Sie haben Recht: Kleine Wohltaten, wenn sie denn welche wären, können Kritik neutralisieren. Wie heißt es so schön, bei Geld hört die Freundschaft auf – oder sie fängt an. (…)
Fakt ist, dass der für die Bürgerinnen und Bürger aus Dahl und anderen Orten aufgelegte Stromtarif günstig ist. Allerdings auch auf 160 Haushalte beschränkt. (4 Anlagen können auch nur eine beschränkte Menge im definierten Umkreis liefern.)
Rechnen wir doch mal den Strompreis zurück. Der in rot dargestellte Bruttopreis ist der Preis der sich spezifisch aus Arbeits- und Grundpreis bei 3.500 kWh Verbrauch im Jahr ergibt.
Bis hierher, könnte man sagen: Ja, die verzichten tatsächlich auf einen Teil ihrer Gewinne, da sie bei jeder kWh 2,01 ct minus machen.
Aber mal ganz ehrlich, was für Renditen werden erzielt, dass solche Quersubventionierungen möglich sind? Bei 10 GWh sind das 201.000 EUR. Und 10 GWh ist nun wirklich keine große Menge in der Energiewirtschaft.
Egal, wir sind noch nicht am Ende der Berechnung. Durch ganz legale und gesetzlich geregelte Marktinstrumente kann diese negative Endsumme beeinflusst werden. Durch Beantragung beim Hauptzollamt, können bestimmte WEA, mit einer bestimmten Menge, in einem bestimmten Umkreis um diese Anlagen Strom liefern und von der Stromsteuer befreit werden.
Zack, 2,05 ct in der Tasche, und das Ergebnis wird positiv.
Hinzu kommen Vergünstigungen für die WEA-Betreiber, wenn Anlagen abgeschaltet werden müssen (z. B. hohe Einspeisung durch viel Wind und Photovoltaik zur gleichen Zeit). Bei Nutzung des Marktprämienmodells erhält der WEA-Betreiber eine Management-Prämie (0,5 ct/kWh) sowie einen Flexibilitätszuschlag (0,04 ct/kWh, teilweise sogar bis 0,13 ct/kWh).
Warum wird denn ein um 2 ct. höherer Preis genommen, wenn die Menge auf über 5.000 kWh steigt (bestimme Anlagen, bestimmte Menge, bestimmter Umkreis)? Die Stromsteuer ist die Erklärung. Möglicherweise gibt es mittlerweile noch mehr zusätzliche Subventionen, von denen ich keine Kenntnis habe. Aber allein die genannten Subventionen zeigen, dass hier keiner Geld aus eigener Tasche dazu legt.
Das Thema Energiewirtschaft ist eh schon extrem komplex geworden, da muss man die Leute nicht noch veräppeln. Die, die sich auskennen, sollten mit offenen Karten spielen.
Die Renditen bleiben bei den Betreibern. Letzen Endes dient diese Vorgehensweise nur einem Zweck: Erhöhung der Akzeptanz der Windkraft in der Region. Und das scheint zu klappen.
Ein günstiger Strompreis ist letztlich nichts Schlimmes. Nur sollte man auch ehrlich sagen, woher das kommt, und nicht zum Wohltätertum übergehen.
Der Stromverkauf ist eh nicht deren primäre Einnahmequelle. Über den Stromverkauf muss keine große Marge erzielt werden. Das Geld wird bei den WEA verdient. Je mehr je besser, je schneller aufgestellt, desto höher die Vergütung, und möglichst geringe Abstände und möglichst demnächst auch in den Wald hinein.
Fazit:
Alles erreicht (check)
Redite gehalten (check)
Marge aus Stromverkauf erwirtschaftet (check)
Akzeptanz für WEA in der Bevölkerung erhöht (check)
Als Wohltäter anerkannt (check)
Ich möchte an dieser Stelle anmerken, dass ich grundsätzlich für regenerativ erzeugte Energie bin, aber mit Augenmaß und nicht planlos. Die Energiewende ist schon aus dem Ruder gelaufen. Subventionen für Energieerzeugungs-Anlagen halte ich ebenfalls für Unsinn. Gelder für Infrastruktur und Forschung werden benötigt, um die Energiewende für alle bezahlbar (und damit meine ich nicht nur das Geld, sondern auch die Lebensqualität) umsetzen zu können. Wind und Photovoltaik sind Wirtschaftszweige, die sehr wohl und schon längst ohne Subventionen auf eigenen Füßen stehen können. Sie werden nicht die tragenden Säulen der Energiewende werden, sondern Ergänzungskraftwerke. Erstes Ziel muss sein, die notwendige Grundlast aus regenerativen Quellen zu erzeugen und dies zuverlässig 24/7/365.
Mit freundlichen Grüßen
K.M.